Download PDF | Emperor of the East Manuel II Palaeologus_ Karl Förstel - Dialoge mit einem Muslim. Kommentierte griechisch-deutsche Textausgabe-Echter_ Oros (1993).
412 Pages
Einleitung
1. Manael 11.: Persönlichkeit; gescbicbtllclaes Umfeld.
Manuel Il. ist einer der bedeutendsten und auf jeden Fall der sympathischste
Herrscher aus der Familie der Palaiologen. Er vereinigte politische Klugheit und
Tatkraft mit einem leidenschaftlichen Intereße an der antiken Literatur und ihrer
Nachahmung, an Philosophie und Theologie: ein christlicher ßumaoist auf dem
Kaiserthron des im Unglück versinkenden Staates. Die Verbindung dieser so gegensätzlichen Eigenschaften hat schon die Bewunderung der Zeitgenossen erregt
und auch in neuerer Zeit Forscher zur Beschäftigung mit ihm veranlaßt
1
.
Die verzweifelte Lage des Staates machte es dem Prinzen und Kaiser sein ganzes
Leben hindurch sehr schwer, seinen literarischen und philosophisch -theologischen Neigungen nachzugehen. Manuel wurde am 27. Juni 1350 als
zweiter Sohn des Johannes V. Palaiologos und der Helene Kantakuzene geboren.
Zu der Zeit, als er in die Politik eintrat - 1369 wurde er von seinem Vater als
Despot in Thessalonike eingesetzt -, war das Kaiserreich nur noch ein Kleinstaat
ohne wirtschaftliche und militärische Kraft, abhängig von auswärtigen Mächten:
von den Republiken Genua und Venedig, die mittels Handelsprivilegien und
Niederlassungsrechten den lukrativen Seehandel beherrschten; von den
osmanischen Türken, die von Bithynien ausgehend in den letzten 20 Jahren das
ganze byzantinische Thrakien erobert hatten und in unaufhaltsamem
Eroberungsdrang immer weiter vorrückten. 1371 vernichteten sie ein serbisches
Heer in der Schlacht an der Maritza und beherrschten seitdem auch die
makedonischen Länder. Der byzantinische Kaiser war jetzt ganz von der türkischen Übermacht umgeben und praktisch auf Konstantinopel, ein kleines Gebiet
am Marmarameer und einige Inseln in der nördlichen Ägäis beschränkt; die
Besitzungen außerhalb der Hauptstadt und ihrer Umgebung, Thessalonike und
Morea - Mistra, waren auf dem Landweg nicht mehr zu erreichen und mußten
unter der Herrschaft von Despoten aus der kaiserlichen Familie in ständiger
Auseinandersetzung mit Türken bzw. lateinischen und griechischen Lokalfürsten
ums Überleben kämpfen. Der Kaiser war fortan als Vasall dem osmanischen
Sultan zu Tributzahlung und Heeresfolge verpflichtet. Rettung vor der türkischen
Bedrohung konnte nur noch vom Papst und den katholischen Staaten Europas
kommen, und diese ~rbanden du Venprec:ben wo Unterstützung gewöhnlich
mit der Forderung nach ICircbemmion. d.b. mdl der Unterwerfung der griechisch •
orthodoxen unter die r6miscb • katholische Kirche. So haben Johannes V„ Manuel
und die beiden ihm nachfolgenden Söhne immer wieder Hilfe im katholischen Europa gesucht und über die Kirchenunion -..erhandelt Aber diese Versuche waren
mm Scheitern verurteilt; denn die abendllndiscben Staaten waren zu einer massiven, llnger andaue~n Unterstützung nicht willens oder in der Lage, und die
Kirchenunion ließ sich beim byzantinischen Volk, Klerus und Mönchtum nicht
durchsetzen.
Gleich am Anfang seiner politischen Tltigkeit wurde Manuel in die langanhaltenden Thronstreitigkeiten hineingezogen, die Johannes V. mit seinem lltesten Sohn
und designierten Thronfolger Andronikos und nach dessen Tod (1385) mit dem
Sohn des Andronikos, Johannes, auszufechten hatte. Die Auseinandersetzungen
wurden von den um den Besitz der Insel Tenedos streitenden Genuesen und
Venezianern ausgelöst und gefördert, aber in allen Phasen vom osmanischen
Sultan entschieden. Als 1371 Johannes V. auf der Rilckreise von Rom in Venedig
festsaß, weil der als Regent in Konstantinopel fungierende Andronikos die
Abtretung der Insel an die Venezianer verweigerte und auch kein Geld für die
Heimreise schicken wollte, eilte Manuel aus Thessalonike herbei und erlöste den
Vater aus seiner peinlichen Lage. 1373 machten Andronikos und Sultan Murads
Sohn Saudi gemeinsam ,len Versuch, die Herrschaft ihrer Väter zu stürzen. Der
Versuch scheiterte; Andronikos wurde mit seinem Sohn Johannes eingekerkert
und Manuel zum Mitbiser und Thronfolger ernannt 1376 gelang Andronikos und
seinem Sohn mit Hilfe der Genuesen in Galata die Flucht. Er drang mit
genuesiscber und türkischer Unterstützung in Konstantinopel ein, setzte Johannes
V., Manuel und seinen Bruder Theodor im gleichen Anemas-Turm fest. in dem er
gefangen gewesen war, und ließ sieb (als Andronikos IV.) zum Kaiser krönen. Drei
Jahre splter entkamen Johannes V. und seine Söhne mit venezianischer Hilfe aus
dem Geflngnis und bemlchtigten sich, von türkischen Truppen unterstützt, der
Stadt Andronikos floh mit Mitgliedern der kaiserlichen Familie als Geiseln nach
Galata. 1381 wurde der Streit beigelegt: Andronikos erhielt die Anwartschaft auf
den Thron zurilck und wurde mit dem Gebiet am Marmarameer ausgestattet.
Manuel, der dabei übergangen worden war, begab sieb 1382 heimlich nach
Thessalonike, wo er S Jahre lang im Gegensatz zur Politik seines Vaters den
Türken feindlich entgegentrat, nach kleineren Anfangserfolgen aber scheiterte: die
Stadt ergab sich nach mebrjlhriger Belagerung 1387. Manuel floh nach Lesbos
und Tenedos, wurde vom Sultan in Brusa freundlich empfangen, aber von seinem
Vater nach Lemnos verbannt 1390 wiederholte Jf\banoes, der Sohn des
Andronikos, mit genuesischer und türkischer Hilfe den Staatsstreich und nahm für
einige Monate (als Johannes VII.) den Thron ein. Manuel kam seinem Vater zu
Hilfe und vertrieb Johannes VD. mit Unterstützung der Johanniter von Rhodos.
Nach dem türkischen Sieg über die Serben auf dem Amselfeld 1389 wurde die Abhängigkeit der Byzantiner von den Türken noch enger. Manuel und Johannes VII.
mußten, jeder mit einem eigenen Truppenkontingent, Sultan Bajezid, dem Nachfolger des in der Schlacht gefallenen Murad 1„ Heeresfolge in Kleinasien leisten.
Als Johannes V. im Februar 1391 starb, eilte Manuel nach Konstantinopel, um
sich vor seinem Konkurrenten die Herrschaft zu sichern. Noch im Sommer
desselben Jahres mußten er und Johannes VD. wieder als Vasallen Bajezids die
türkische Armee auf einem langen Feldzug in Paphlagonien und Pontus begleiten.
Von den Strapazen und Gefahren der bis in den Winter hinein reichenden
Expeditionen geben mehrere Briefe Manuels eine lebendige und bewegende
Schilderung2; bei einem längeren Aufenthalt in Ankyra führte der Kaiser die
Gespräche mit dem muslimischen Theologen. Der Neffe und Thronprätendent
JÖhannes war für Manuel noch lange eine Gefahr. 1394 begann Bajezid die 8
Jahre dauernde Belagerung Konstantinopels mit dem Vorwand, Johannes VD. zu
seinem Recht zu verhelfen. Erst 1399 fand eine Aussöhnung statt. Während seiner
ganzen Regierungszeit (1391 - 1422, als ihn ein Schlaganfall traf; er starb im Juli
1425) bemühte sich Manuel bei den westlichen Staaten um militärische Hilfe
gegen die Türken. 1396 wirkte er mit am Zustandekommen des von Sigismund von
Ungarn angeführten Kreuzzugs, der aber bei Nikopolis an der Donau in einer
katastrophalen Niederlage endete. Berühmt ist seine Reise an den französischen
und englischen Königshof 1400 - 1403, die von diplomatischen Initiativen bei den
Königen Spaniens und bei anderen Fürsten begleitet war. Auch in der· auf die
Schlacht von Ankyra (1402) folgenden Epoche relativen Friedens, während der
Nachfolgekämpfe der Söhne Bajezids und der inneren Konsolidierung des osmanischen Staates unter Mechmed L, setzte er die diplomatischen Bemühungen
bei den katholischen Mächten fort. Nach dem Tod seines Bruders Theodor, des
Despoten von Morea, 1407 sicherte er den byzantinischen Besitz in der
Peloponnes durch die Wiedererrichtung der den Isthmos von Korinth schützenden
Mauer und durch die Unterwerfung der unbotmäßigen Lokalfürsten.
Von den Schwierigkeiten, die sich seinem Bildungsdrang entgegenstellten, spricht
Manuel am Anfang einer an Alexios Jagup gerichteten theologischen Abhandlung.
verfaßt wahrscheinlich nach 1403
3
• Es ist bei aHer Rhetorik ein ergreifendes Zeug•
nis:
•·-Als ich ein Kind war, war es mir nicht möglich, nur Stltten der Musen zu besuchen und dies zu meiner einzigen Tltigkeit zu machen, um jeden Weisen zu übertreffen und die Leute, die sich mit ihrer (literarisch-rhetorischen) Bildung brüsteten. Sondern wenn icb .. aus dem Unterricht (?) kam, erwarteten mich immer neue
Mühsale. Ich mußte oft tlglich die Lehrer wechseln, und diese lehrten mich viele
andere Dinge, Bogen und Speer zu gebrauchen und zu reiten. Als ich die Kindheit
hinter mir hatte, empfing mich, bevor ich ins Mannesalter eintrat, ein anderes Geschick, voll von Belastungen und Unruhen, das durch viele Anzeichen zu erkennen
gab, da8 das darauf folgende Geschielt die Vergangenheit als strahlende
Schönwetterperiode erscheinen lassen würde ·-Danach (1376 - 1379) hielt mich Gefangenschaft fest, zusammen mit dem Vater
und Kaiser und auch dem Bruder. Alle, die sich in einer solchen Lage befinden,
müssen sich vielfältigen Tätigkeiten widmen, um wenigstens zu einem kleinen Teil
die Wollte der Mutlosigkeit zu vertreiben und nicht völlig zu verzweifeln gegenüber den vorhandenen und befürchteten Übeln, da das nicht männlich ist. Ich
beschloß also damals, diese Tltigkeit: das Lesen von Büchern, dauernd auszuüben,
bei Nacht und am Tag, nachdem ich meine Pflicht gegenüber Gott erfüllt hatte.
Doch was rede ich von Tag? Es herrschte dort ständig lichtloses Dunkel. Deshalb
mußte, wer irgendeine Tätigkeit ausüben wollte, eine Lampe benutzen; so sehr
vermochte das Gefängnis von uns auch am hohen Mittag die Sonnenstrahlen
femzubah„n, wie sonst auf der Erde die Nacht (die Sonnenstrahlen) von den Menschen (fembll.lt), die außerhalb eines Gefängnisses leben. Da ich keinen Lehrer
hatte, konnte ich nicht den maximalen und meinen vielen Mühen entsprechenden
Nutzen aus der Lektüre ziehen. Aber durch die ununterbrochene Arbeit pflanzte
sieb mir eine ganz gebieterische Liebe zur Bildung in die Seele ein. Sie gewann so
völlig die Oberhand, daß sie mich nicht nur zu ihrem Verehrer, sondern zu ihrem
rasenden Liebhaber machte.
Als drei Jahre vergangen waren und mit Gottes Hilfe alles, was uns niederhielt,
beseitigt war und wir wieder die frühere Stellung innehatten, mußte ich auch dann
ständig die Waffen gebrauchen und war auch oft gezwungen, von einem Ort zu ei-
nem anderen zu eilen, manchmal unter Lebensgefahr. Denn das schlimme Geschick gewährte mir auch nicht einen kurzen Waffenstillstand. Aber nachdem ich
einmal von dem Verlangen nach Bildung ergriffen war, konnte ich diese liebe
nicht aufgeben. Sondern ich sah das Geschick als Wettkampfgegner, die von der
Bildung kommende Hilfe als Trainer an. So versuchte ich, durch die Fortschritte in
der Bildung den Gefahren zu widerstehen und durch das Widerstehen gegenüber
den Gefahren in der Bildung Fortschritte zu machen. Daher mußte ich auch, als
ich Fortschritte gemacht hatte, Männer suchen, die mir beim Erreichen meines
Zweckes behilflich sein konnten. Das gelang mir; denn ich traf Männer, die
geradezu göttliche Begnadung und Unterstützung genossen und in der äußeren ( =
nicht-theologischen) Weisheit genügend gebildet waren. ... ".
Manuels Lehrer bzw. Mentoren waren herausragende Gestalten im Geistesleben
der Zeit. Neben dem zu seiner Zeit berühmten Lehrer der Rhetorik und literatur,
Konstantinos lvankos
4
, ist vor allem Demetrios Kydones zu nennen, der große
Gelehrte, Theologe und Staatsmann, Minister unter Johannes VI. Kantalruzenos
und Johannes V., Übersetzer der beiden Summen des Thomas von Aquin und anderer scholastischer und patristischer Werke
5
• Das Lehrerverhältnis zu Manuel
ging in eine dauernde, enge Freundschaft über. Davon zeugt der intensive Briefwechsel zwischen beiden
6
• Demetrios nennt Manuel mehrmals bewundernd in
Anlehnung an Platon den 'Philosophen - König'7
• Als Mentor Manuels kann man
wohl auch den mit Demetrios Kydones etwa gleichaltrigen gelehrten Theologen
und Mystiker Nikolaos Kabasilas Chamaetos ansehen, mit dem Manuel nach Ausweis der an ihn gerichteten Briefe freundschaftlich verbunden war8. Zu den gelehrten Freunden Manuels, die seine Altersgenossen waren, gehörten Manuel
Chrysoloras, der wichtige Vermittler der griechischen Sprache an die italienischen
Humanisten und der Gesandte Manuels an europäische Fürstenhöfe und Republiken, und Demetrios Chrysoloras
9
• Andere Zeitgenossen haben ihn bewundert, wie
der Philosoph Gemistos Plethon und der junge Bessarion, der bei seinem Begräbnis die Lobrede auf ihn hielt
10
.
Barker zieht aus einem Vergleich Manuels mit anderen byzantinischen Kaisern
das Fazit: "None of the Emperon, with all their respective literary achievements,
ever attained quite the same status u did Manuel as an equal of tbe cultural
leaders of bis day, as one of the principal active amtributors to tbe intellectual life
of bis epocb. At once a great statcsroan '111d a major Byzantine literary figure,
Manuel, among bis fellow &uifns. is almost unique."
11
2. Ort und Zelt der c:;esprlcbe. Zelt der Abl'assuna des Werks. Die Person des
Muterlzes. .
Die Gespriche mit dem muslimischen Theologen, über die Manuel in seinem
Werk berichtet, fanden am Ende des Feldzugs von 1391, wahrscheinlich im Dezember, in Anltyra statt. Der Ort ergibt sich aus dem Titel und aus dem Vorwort
der Schrift. Die Zeit hat Trapp richtig bestimmtu. Von den beiden Expeditionen
Bajezids in Kleinasien, an denen Manuel teilnahm, kommt nur die von 1391 in
Frage, da im Il. Dialog von Johannes V. als verstorbenem Kaiser gesprochen
wird13
• Manuel verließ Konstantinopel am 8.6.1391 und kehrte am 5.1.1392 zu.
rück
14
• Am Ende des XXIV. Dialogs spricht Manuel von der Absicht des
'Satrapen' ( • Sultans), sehr bald den Heimweg anzutreten; gegen Ende des XXVI.
Dialogs teilt er mit, daß ein plötzliches Unwetter den Aufbruch um einige Tage
verzögerte
15
• Von Schneesturm und Unwetter, das sogar das Jagen verhindert, ist
am Anfang des V. und XXI. Dialogs die Rede
16
• Die Datierung der Gespräche auf
das Ende des Feldzugs, etwa auf Dezember 1391, wird bestätigt durch die Angabe
in Manuels 20. Brief, man sei nach einem längeren Plünderungszug östlich des
Halys nach Ankyra zurückgekommen und werde bald die Heimreise antreten
17
•
Die Abfassungszeit des Werks läßt sich auf die Jahre zwischen 1392 und 1399 eingrenzen18. Sie muß vor der Schlacht bei Ankyra 1402 liegen, da Bajezid im Vorwort als die Byzantiner bedrohender Feind erwähnt wird
19
• Wahrscheinlich fällt
sie auch nicht in die Westreise des Kaisers. Da ferner Manuel im Vorwort sagt, die
Gespriche bitten "unllng.\t" stattgefunden1.0, wird man sie innerhalb dieser Zeitspanne nlher an den Anfang rücken.
Der Theologe, mit dem Manuel die Gespräche führte, wird von ihm Muterizes ( =
arabisch mudarris 'Lehrer') genannt und als hervorragender muslimischer Gelehrter und einflußreicher Lehrer von fürstlichem Rang beschrieben21. Er war vor kurzem aus Babylon, d.b. Bagdad, gekommen und stand in Ankyra in höchstem Ansehen. "Denn an seiner Zunge hingen alle Richter und Lehrer der dortigen Weisheit "
22
Manuel bezeichnet ihn oft als 'Perser'; das ist bei ihm meist, aber nicht immer, eine antikisierende Benennung der Türken
23
• Der Muterizes benutzt
IJUU1chmaJ im Gespräch mit seinen Söhnen und Begleitern, wenn er nicht will, daß
die türkischen Dolmetscher das Gesagte verstehen, die arabische und persische
Spracbe24. Die Kenntnis des Arabischen ist für einen mns)imiscben Theologen
selbstverständlich; ob sich aus dem Gebrauch des Persischen eine andere als die
türkische Nationalität erschließen 118t, muß offen bleiben.
3. Das Werk: Zu Fol'DI ud Inlaalt; Ste1111111 1a der byzantinischen Polemik aeaen
den Islam; Philosophie und 1beoloaleForm und Inhalt der Dialoge sind von Trapp gründlich besprochen worden
25
• Ich
beschränke mich deshalb hier auf einführende und ergänzende Bemerkungen. Die
Unterredungen sind in 26 Dialoge von unterschiedlicher Länge gegliedert1.6. Die
ersten 20 Dialoge werden durch Angaben der Tageszeit an Anfang und Ende auf
einzelne Tage verteilt und durch eine Zeitspanne, einen Teil der Nacht und
manchmal auch des Tages, voneinander abgesondert; 2 Dialoge, der XVI. und
XVII., finden am gleichen Tag statt, nur durch die Einnahme 4er Mahlzeit getrennt. Danach wird nur noch zwischen dem XXII. und XXIII. Dialog eine Unterbrechung angegeben. Am Ende des XXVI. Dialo~ erwähnt Manuel weitere durch
die unerwartete Verzögerung der Abreise veranlaßte Gespräche und gibt einen
summarischen Bericht Ober die Erldirung der Eucharistie
27
• Was Manuel daran
gehindert hat, die letzten Dialoge in eine lhnliche Umrahmung wie die vor•
hergehenden zu stellen und dem ganzen Werk einen formalen Abschluß zu geben,
wissen wir nicht
28
• Einige sehr lebendige Schilderungen der Gesprächssituation,
wie am Anfang des V„ X. und XV. Dialog.,, die sicher auf wirkliche Erlebnisse zu.
rückgehen, können leicht den Eindruck hervorrufen, daß auch die Aufteilung und
Zeitbestimmung der [)ja)oge einigermaßen die tatsächliche Abfolge der geführten
Gespräche wiedergibt
29
. Doch das ist keineswegs sicher; die ganze antike und by·
zantinische üteraturtradition spricht viel eher für eine fiktive Gesamtkomposition
mit realistischen Einlagen. Der Zusammenhang zwischen den Dialogen wird
mehrmals dadurch hergestellt, daß am Ende einer Unterredung das Thema der
nächsten angeschlagen oder in einer 'Regie'• Bemerkung von einem Gesprächs•
partner angekündigt wird
30
•
Nach dem Inhalt lassen sich polemische und apologetische Dialoge unterscheiden.
Die ersten 9 Unterredungen sind der Widerlegung der islamischen Religion ge•
widmet, die übrigen 17 enthalten Rechtfertigung und Begründung einiger Hauptdogmen des Christentums; aber apologetische Abschnitte finden sich auch im polemischen Teil, so die Darlegung über die menschliche Glückseligkeit im IV. und
die über das Verhältnis von Glauben und Erkenntnis im IX. Dialog3
1
• Daß die
Anordnung der einfacheren Polemik vor der schwierigeren Apologetik besser ist
als die umgekehrte Reihenfolge, die Kantakuzenos bietet, betont Trapp mit
Recht3
2
• Die Bedeutung von Manuels Werk, die es über alle vorhergehenden
antüslarnischen Schriften hinaushebt, liegt nicht in seinem beträchtlichen Umfang.
sondern in der ausführlichen Begründung der vorgebrachten Thesen mit
Argumenten, die fast intmer rhetorisch brillant sind, oft aber auch eine
tiefergehende philosophische bzw. theologische Relevanz haben. Das gilt vor
allem filr die polemischen, aber zum Teil auch filr die apologetischen Dialoge. Als
große Musterstücke guter Argumentation seien genannt: die Erörterung Ober das
Wesen des Glaubens und seine Unvereinbarkeit mit vollständiger Erkenntnis in
Dialog IX und der Beweis der Notwendigkeit der Inkarnation Ouisti filr den
göttlichen Heilsplan in den Dialogen XXI - XXIV. Die Hlufung von Stellen aus
dem Alten und Neuen Testament zum Beweis christologischer Dogmen in den
Dialogen XI - XIV mag aus der Perspektive eines heutigen Lese~ unangt!bracht
erscheinen; doch in einer Zeit, in der jedes Wort der Heiligen Schrift als von Gott
inspiriert galt, war dies wohl das einzige theologisch akzeptable
Beweisverfahren
33
•
Die Hauptthemen der antiislamischen Polemik und erst recht die der christlichen
Apologetik waren seit langem vorgegeben; aber in den polemischen Dialogen
bringt Manuel einiges Neue. Der Kaiser kannte, wie er im Vorwort sagt, die
Schriften seiner Vorgänger; besonders erwähnt er das Werk seines Großvaters
Kantakuzenos34
• Über Vorgänger und Quellen Manuels in den einzelnen Abschnitten seiner Islampolemik sei folgendes bemerkt. 1,2 (p. 9,22 sqq. Tr.): Der
Vorwurf, die Christen hätten im Interesse ihrer Religion das Alte und Neue Testament verfälscht, geht auf Koranstellen zurück (5,14 sq.; 61,6) und ist bei den Byzantinern seit dem Anfang der Islampolemik bezeugt
35
; Manuel widerlegt ihn mit
Berufung auf den Bericht des sogenannten Aristeasbriefes über das Zustandekommen der Septuaginta - Übersetzung, der allerdings fiktiv ist36. 1,3 (p. 10,29
sqq. Tr.): Der Muterizes behauptet, daß wie die anderen Geschöpfe so auch die
Engel sterben und auferstehen. Diese lehre findet sieb bei Ricoldo - Kydones,
Kantakuzenos und Raimundo Lullo
37
• Manuel bekämpft sie mit· der Angelologie
des Gregor von Nazianz38. D.3 (p. 18,22 sqq. Tr.): Der Muterius legt dar, daß
nach dem }Onpten Gericht die schon verurteihen rechtg}Aubigen Sünder durch die
Fürspracbe M"barnmeds bei Cliristul fast alle aus der Hölle gerettet werden und
gibt dabei eine kurze Beschreibung der Hölle19
; dann schildert er, dem Koran und
nacbkoraniscber Überlieferung folgend, ausführlich die Sinncsfreuden der Seligen
im Paradies 40
• Die byzantinisct,,.11 Polemiker haben die Ungerechtigkeit der
einseitigen lutbmpa~m Mf'barnmcds angeprangert
41
; aber sie haben ihre
Kritik besonders gegen die materialistische Paradiesesschilderung und die
Hervorhebung der Gaumenfreuden und der sexuellen Lust gerichtet
42
• Manuel
weist in 11,4-6 (p. 20,13 sqq. Tr.) die Ungerechtigkeit der Sündererrettung nach; in
Dl,l (p. 26.1 sqq. Tr.) zeigt er, von Platon ausgehend, die Irrelevanz jeder
Sinnenlust für die Glückseligkeit auf und in lll,2 und 4 (p. 29,26-30,21 und p. 33,1-35,27 Tr.) widerlegt er mit Argumenten von Ricoldo • Kydones und Kantakuzcnos
di„ rnuslirnisct,,. Hnchscblt.zung der sexuellen l..usL Nachdem Manuel in 111,6.1-7
(p. 36,34-38,S Tr.) dargelegt bat, da8 für die Tiere, da sie vernunftlos sind und
nicht auferstehen, der Genuß der Lust in der Sinnenwelt die Glückseligkeit
bedeutet, wendet der Muterius in Dl,6.8 (p. 38,6-13 Tr.) ein, daß viele
muslirnisclie Gelehrte den Tieren Vernunft zuschreiben. Diese Ansicht dürfte mit
dem muslirnisc~n Glauben 7usarntru:nhängen, die Auferstehung und das Jüngste
Gericht erstrecke sieb auch auf die Tiere
43
• Die Lehre von der Tiervernunft
begegnet in der Antike, z.B. bei Plutarch
44
, und sie wurde als naturphilosophisches
Problem am byzantinischen Hof in der Mitte des 14. Jahrhunderts erörtert
45
.
Manuel widerlegt sie in IV,2 (p. 40,17 sqq. Tr.) im Anscblu8 an Aristoteles mit
solcher Ausführlichkeit und Detailliebe, da8 man sich fragen kann, ob ihn nicht
eher sein eigenes Interesse an dem 1bema als eine Frage des Mutemea zu seiner
Darlegung veranla8t bat
46
• In V,2 (p. 51,23 sqq. Tr.) eröffnet Manuel seine
Polemik gegen die muslhnisc:be1l Glaubenslehren mit der Aufzlhlung einiger nach
christlicher Auffassung besonders absurder Legenden über Mohammed und die
EngeL Sie entctammen fast alle den Überlieferungen über Mohammeds
Himmelfahrt. Auf dieser wurden ibm Himmel, Paradies und Hölle geoffenbart
und von Gott seine prophetische Sendung anvertraut bzw. bestitigt
47
• Die
Überlieferungen gehen auf Andeutungen im Koran zurück (17,1; 53,1·18) und
haben gewöhnlich die möglicherweise unter dem Einfluß pmajadisdler Kalifen
entstandene Form. daß dem Aufstieg in die Himmel ein nächtlicher Ritt auf dem
geflügelten Fabeltier Burak nach Jerusalem vorausgeht. wo Mphammed alc Imam
mit den um ihn versamm~lten Propheten von Abraham bis Jesus gebetet haben
son
48
• Die Eim.elheiten. die Manuel in V,2 ff 2·5, 7-10, 12. 13 (p. 51,31-52,20; p.
52,26-53,9; p. 53,15-26 Tr.) aus diesem Themenkreis herausgreift, hat er alle aus
Ricoldo • Kydones bzw. Kantakuzenos entlehnt
49
; besonders hervorzuheben sind
die Aussagen in V ,2.2 sq„ da sie die Präexistenz Mohammeds vor der Schöpfung
implizieren: Gott habe zu Mnhammed gesagt, "Ich habe alles um deinet• und dich
um meinetwillen geschaffen•, und. der Name Mohammeds stehe am Thron Gottes
geschrieben
50
• Nicht zur Überlieferung von Mohammeds Himmelfahrt gehört die
Geschichte von den Engeln Marot und Arot (nach Koran 2.102) in V,2.11 (p. 53,9
bis 15 Tr.)
51
• Dazu kommt noch in V,3.10 (p. 55,23-28 Tr.) das aus dem Koran
(54,1 sq.) bekaoote Wunder der Mondspaltuog52. In V,4 (p. 55,28 sqq. Tr.) führt
der Muterizes die Siege der Muslime über die Christen als Beweis für die
Wahrheit seiner Religion und als Bestltigung der Prophetengabe Mohammeds an.
Dieses Erfolgsargument war den byzantinischen Polemikern bekannt; besonders
ausführlich hat sieb im 9. Jahrhundert Niketas von Byzanz mit ihm auseinandergesetzt53. Manuel bringt i;n V,6 und 7 (p. 60,9 sqq. Tr.) gegen den ersten Teil der
These des Muterizes das theologische Argument seiner Vorgänger vor, daß irdisches Wohlergehen kein Beweis für den Besitz des richtigen Glaubens ist, und
zieht, etwas boshaft, als historisches Beispiel das Geschick der Juden in Ägypten
heran, was die Gleichsetzung der B)'7.antiner mit dem auserwählten Volk Gottes
und die der Muslime mit den Feinden Gottes, den Ägyptern, impliziert; gegen diesen Vergleich sträubt sieb verständlicherweise der Muterizes in V,8 (p. 62,25 sqq.
Tr.). In V,4.11-18 (p. 57,23 - 58,40 Tr.) widerlegt er den zweiten Teil der These,
durch die Niederlagen der Christen werde die Prophetengabe Mohammeds bewiesen, da er diese vorausgesagt habe. Dabei geht er von dem Begriff der 'Tyche' aus,
der in der hellenistischen Epoche der Antike die Vorstellungen der Menschen
über das Schicksal des Einzelnen und der Völker beherrschte: Da der Wechsel des
Glücks, eben die Tycbe, in der Geschichte der Völker allgemein bekannt sei, sei
die Vonussagc eines solchen Wechsels keine Prophezeiung. Wahrscheinlich hatte
der Kaiser Äußerungen hellenistischer Autoren im Gedächtnis wie die des Demetrios von Phaleron, die Polybios 29,21 aus deMCn Schrift über die Tyche anführt
54
•
Dort spricht Demetrios angesichts der eben erfolgten überraschenden Vernichtung
des Perserreiches durch Alexander vom Walten der Tyche in der Geschichte der
Völker und sagt den Makedonen einen ähnlichen Umschwung des Glücks voraus -eine Vonussage, die sieb ca. 150 Jahre später zur Zeit des Polybios mit dem Sieg
der Römer über Perseus erfüllte. In V,3 (p. 53,31 sqq. Tr.) wird das mehrere Dialoge übergreifende Hauptthema des polemischen Teils angeschnitten: das Prophetentum und das Gesetz Mohammeds. Der Muterizes führt in V ,3.3 (p. 54, 12-16
Tr.) als Beweis für die prophetische Sendung Mohammeds die folgenden
Leistungen an: er habe, wie Moses, von dem Vergangenen berichtet, er habe den
Antichrist und seine Bestrafung durch Jesus angekündigt, er habe bei seiner En
rOckung in den Himmel die eschatologischen Geheimnisse und Vorginge gesehen
und von Gott erfahren, und er habe außerdem das vollkommenste Gesetz
gegeben. Die Erörterung des 'Gesetzes' Mnbammeds wird in V ,3.4 (p. 54,17 sq.
Tr.) und in Vl,2 (p. 65,23 sqq. Tr.) auf spiter verschoben; sie findet im VII. Dialog
statt. Von den behaupteten prophetischen Leistungen Mohammeds erldirt
Manuel in V ,3.S (p. 54,21-28 Tr.) die Berichte über die Vergangenheit und die
Ankündigung des Antichrist als Entlehnungen von den Christen, die er auch noch
durch Änderungen verdorben habe. Die Wahrheit der Entrückung Mohammeds
und die Richtigkeit seiner eschatologischen Aussagen bestreitet er in V ,3.6 und 3.7
(p. 54,29-55,5 Tr.) unter Verweis auf die schon im II. und m. Dialog als unhaltbar
erwiesenen Lehren von der Errettung der rechtgläubigen Sünder und dem Leben
im Paradies. Das vom Muterizes in V,4 vorgebrachte Erfolgsargument erweist sich
im folgenden als irrelevant (p. 55,28 sqq. Tr.). In V ,3.4 und ausführlicher in V ,5 (p.
54,19-22; 59,26 sqq. Tr.) stellt Manuel als Kriterien echten Prophetentums drei
Forderungen auf: einen gottgefälligen Lebenswandel, die Erfüllung von
Vorhersagen und Wundertaten, und legt den Nachdruck auf •einen prophetischen
Lebenswandel, der von der Welt und allem Irdischen frei ist•
55
• Daß Mohammed
Wunder vollbracht habe, bestreitet Manuel in V ,3.S (p. 54,24 sq. Tr.) ebenso wie
die meisten seiner byzantinischen Vorgänger global und ohne nihere Erldirungen;
in V,3.10 (p. 55,18-28 Tr.) bezeichnet er die von den Muslimen zur Verteidigung
ihres Propheten geschilderten Wunder als schändlich und nicht aussprechbar,
erwihnt dann aber spaßeshalber als baren Unsinn die Mondteilung56. Da die
Prophezeiungen Mohammeds auch seine eschatologischen Lehren umfassen, kann
Manuel am Anfang des nächsten Dialogs, in Vl,1.4 (p. 65,18-22 Tr.), die bisherigen
Erörterungen so zusammenfassen: "Schwelgerei und Lust, Gewalt und Macht und
die anderen Dinge von dieser Art" seien keine göttlichen Gaben, wie Mohammed
gelehrt habe, und dieser dürfe deswegen nicht als Prophet gelten
57
• In Vl,2.1-5 (p.
65,23-66,28 Tr.) einigt man sich darauf, das Leben und das Gesetz von Moses und
Mohammed einer vergleichenden Prüfung zu unterziehen, um festzustellen, wer
der bessere Prophet und Gesetzgeber war. Dabei macht Manuel, in VI,2.3 (p. 66,7-9 Tr.), eine Bemerkung über das einzuschlagende Verfahren, die ein
Charakteristikum seines Werkes hervorhebt: der Vergleich solle auf ganz wenige
wichtige Punkte beschränkt werden, dann werde sich das Bessere mit Klarheit
ergeben. Durch die Bcscbrlnknng der Kritik auf wenige Hauptpunkte und die, für
heutige I..cscr rnaocbrnal etwas zu weit gebende, Ausführlichkeit und Sorgfalt der
Argumentation unterscheidet sich Maouels Werk in der Tat wohltuend von denen
seiner Vorgloger. In seiner Kritik an Mnhammcds l..cbeoswandel in Vl,4.11-14 (p.
72,23-73,10 Tr.) übertreibt Maouel allerdings diesen Grundsatz zugunsten eines
ziemlich unfairen rhetorischen Tricks. Er spricht in Vl,4.11 (p. 72,23-33 Tr.)
summarisch von Mnlt•JDDIC'ld~ Habgier, Schwelgerei, Blutvergießen, Unrecht,
Betrug an seinen Anhlng~m, ohne auch nur die geringste Einzelheit anzuführen,
auf die sich sein Verdarnrnuopmeil stützt; dafür erwähnt er dann in Vl,4.13 (p.
72;38-73,7 Tr.) in der rhetorischen Form der Praeteritio andeutend, so daß man
eine Unmenge ähnlicher Dinge als übergangen vermuten muß, die schlimmsten
sexuellen Verdächtigungen58
. Das ist umso erstaunlicher, als die byzantinischen
Polemiker von Anfang an die irn Vergleich mit dem Ideal, das Christus darstellte,
schlechten moralischen Eigenschaften Mohammeds, besonders seine angeblichen
sexuellen Ausschweifungen und seine Grausamkeit, in allen Einzelheiten
behandelt habcn
59
. Für diese bei ihm ungewöhnliche Dcfizienz im Argumentieren
entschädigt dann aber Manuel den I..cscr in Vl,4.21-27 (p. 74,18 sqq. Tr.) durch
eine solide moralphilosophische Erörterung des Problems der sittlichen Bewertung
von Handlungen. Als der Muterizes ihm seine eigene frühere Äußerung vorhält,
man solle die moralische Beurteilung von Handlungen eher nach der Gesinnung
des Handelnden als nach der Beschaffenheit der Handlungen ausrichten, legt er
dar, da8 die Gesinnung aus dem l..ebenswandel des Handelnden, d.h. aus dem
Überwiegen von guten oder schlechten Handlungen in seinem bisherigen Leben,
zu erschließen sei; für ihn steht fest, da8 Mohammed auch nach diesem
differenzierenden Bcurteihmgcrnaßs\ab moralisch verdammt werden muß. Mit
dem Vergleich der Gesetze von Moses, Christus und Mohammed irn VII. Dialog
ist der Höhepunkt des polemischen Teils des Werkes erreicht
60
• Hier läßt Manuel
endlich auch den Muterizes wieder in einer längeren Ausführung zu Wort
kommen und die Unterschiede und Vorzüge seines Gesetzes gegenüber den
beiden anderen darlegen, VII,2.2-2.11 (p. 80,1-81,40 Tr.). Er selbst entwickelt dagegen in zwei etwa gleich langen Abschnitten, einem apologetischen in VII,3 und 4
(p. 82.1 sqq. Tr.) und einem zweigeteilten polemischen in VIl,1 und 5/6 (p. 78,1-79,33 und 89,5 sqq. Tr.), die christliche Position mit größter Klarheit, wenn auch
nicht ohne Weitschweifigkeit; die Klarheit erreicht er durch die Beschrlntung auf
wenige Postulate aus dem ethischen Bereich. So treten, wie Khowy 7.eigt6
1
, in der
Auseinandersetzung deutlich die grundlegenden dogmatischen Untenchiede zwischen den beiden Religionen zutage: der Islam kennt nicht die Erbsünde mit der
Notwendigkeit der Erlösung, nicht das Streben nach Angleichung an Gott und
mystischer Sohnschaft in der imitatio Christi. Von Manuels christlichem
Standpunkt aus ist das Gesetz Mohammeds ein Rückfall zu dem und sogar hinter
das mosaische Gesetz. Mohammed hat, legt Manuel in VII,5.9/10 (p. 90,26-40 Tr.)
dar, gewisse Bestimmungen aus dem mosaischen Gesetz, die Christus abgeschafft
bzw. zu einem geistlichen Sinn sublimiert hat, übernommen, wie das Verbot des
Genusses von Schweinefleisch, die Schwagerehe
62
, das Recht der Talion. Als
Beispiel dafür, daß Mohammeds eigene Zusät7.e zu dem mosaischen Gesetz
"schlecht und menschenfeindlich• sind, führt er in Vß,1.5-7 (p. 79,4-23 Tr.) die
Aufforderung zur gewaltsamen Ausbreitung des Glaubens an. Bei diesem Standardthema der byzantinischen PolemiJc63 erliegt Manuel denselben Mißverständnissen wie seine Vorgänger: die Aufforderung zum Töten richtete sich gegen die
heidnischen und jüdischen Feinde der jungen islamischen Gemeinde, nicht gegen
die Christen; die Vorzugsbehandlung der Schriftbesit7.er und Zoroastrier, die
Dhimma, hatte ihren Grund natürlich nicht in skrupelloser Habgier, sondern in einer gewissen Respektierung der Religion dieser Gruppen
64
• In Vlß,1.3-5 (p.
95,18-96,4 Tr.) versuchen der Muterizes und seine Begleiter, den Prophetenrang
Mohammeds dadurch zu beweisen, daß sie die Paraklet - Verheißung des
Johannesevangeliums (14,16 sq. 25 sq.; 15,26; 16,7 sqq.) auf ihn beziehen. Unter
den zahlreichen Stellen aus Altem und Neuem Testament, die die muslimischen
Apologeten, oft mit Benutzung entsprechender christlicher Sammlungen von
Messiasprophezeiungen, als Vorankündigungen ihres Propheten zuummengestellt
haben, ist dies die wichtigste
65
• Im Koran wird zwar mehrmals allgemein gesagt,
daß Mohammed im Alten und Neuen Testament angekündigt wird, aber nur diese
Stelle wird in Sure 61,6 ausdrilcklicb angefilbrt66; bei der Identifizierung von
MC'bammed mit dem Parakleten könnte· die arabische bzw. hebräische
Übersetzung des griecbiscbeo Begriffs eine Rolle gespielt baben
67
• Die
christlichen Polemiker \IOI' Manucl haben diese muslimischen Behauptungen
empört und meist, ohne auf Eimelheiten einzugehen, zurückgewiesen
68
• Manuels
Empörung steigert sieb zu spitzfindiger OchiMigkeit. Er verwendet, in VII,2.9 und
10 (p. 98,3-22 Tr.), .wenige Worte auf die Widerlegung der muslimischen
Interpretation der Stelle, aber er leitet sie in Vß,2.2-2.8 (p. 96,28-98,2 Tr.) mit
einer moralpbilosophiscben Betrachtung über das sieb selbst entlarvende Wesen
der Lüge ein und Wlt in Vll,3 (p. 99,4 sqq. Tr.) eine weitausgreifende theologische
Argumentation folgen, in der er zeigt, daß Mohammed durch seine Identifizierung
mit dem Parakleten, der als Heiliger Geist Gott ist, den größten, dem Sündenfall
der ersten Menschen gleichwertigen, Frevel begeht und daß ihn dazu der Satan in
lhnlich raffinierter Weise angestiftet hat, wie er Adam und Eva verführt hat.
Manuels Interesse an der Philosophie tritt an mehreren Stellen des Werkes deutlich hervor; so gleich zu Anfang in der universalen Formulierung des Themas der
Erörterungen: In 1,1.7 (p. 9,7-11 Tr.) läßt er den Muterizes den Wunsch äußern,
"eure Ansichten zu erfahren über die Natur der Engel, über den Autbau des Himmels, der Erde und dieser ganzen sichtbaren Welt, dann alles zu erörtern bis zur
Auferstehung selbst und dem dann bestehenden Zustand und der jedem einzelnen
für seine Taten zuteil werdenden Vergeltung. . ." Bei der Einschränkung des universalen Themas auf die biblische Urgeschichte am Anfang des ß. Dialogs, in II, 1.1-6
(p. 15,1 sqq. Tr.), bringt Manuel zwei Themen zur Sprache, die er als zu schwierig
verwirft, ein naturphilosophisches und ein erkenntnistheoretisches. In II, 1.2 (p.
15,13-22 Tr.) spricht er über die Natur und das Ineinanderübergehen der Elemente; dabei folgt er der aristotelischen Elementenlehre, nach der die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde sich jeweils aus einem Paar der vier Körperqualitäten warm, kalt, feucht und trocken zusammensetzen
69
• Das mit dem
Thema der Elemente verbundene erkenntnistheoretische Problem, daß wir nämlich nicht wissen, wie die Elemente bei dem ständigen Wandel dennoch in einem
konstanten Verhältnis zueinander erhalten bleiben, wird hier und in 1,3.18 sq. nur
angedeutet. In IX,3.11 wird es deutlich ausgesprochen und in einen weiteren Zusammenhang gestellt, IX,3.10-12 (p. 109,35 sqq. Tr.): Die Menschen kennen das
Wesen und die Gründe der geschaffenen Dinge nicht. Im ll. und IX. Dialog haben
diese Betrachtungen eine theologische Zielsetzung: Wenn wir schon die geschaffenen Dinge nicht richtig verstehen, so können wir erst recht nicht das Prinzip von
Gottes Sch6pfung oder sein Wesen erkennen. Daß Manuel bei der Widerlegung
der Lehre von der Tiervemunft im IV. Dialog ein starkes naturpbilosophisches Interesse zeigt, wurde oben gesagt. In IV,29-19 (p. 41,31 sqq. Tr.) spricht er, hauptsächlich im Anschluß an Aristoteles Phys. 199~32, über die zweckmäßigen Verhaltensweisen von Tieren und POan:zen
70
• Was Aristoteles als zweckbestimmtes
Handeln von Naturgebilden bezeichnet, nennt er vemunftgernlßH, aber nicht rnit
Vernunft vollzogenes Tun
71
• Von den anderen oben genannten Themen erhilt die
Behandlung der Sinnenlust in m, 1 durch die Anlehnung an Platon, Philebos 31 e -32 e, einen moralpbilosophischen Charakter; die Darlegungen in V,4.11 sq. über
die Rolle der 'Tycbe' kann man im weiteren Sinn als geschiclrtspbilosophisch bezeichnen.
4. Fiktion ud Wlrkllchkelt: der literarische Charakter des Werks.
Trapp stellt zu Recht die psychologische Glaubwürdigkeit in Manuels Dantellung
der Diskussion rnit dem Muterizes heraus
72
: Der Muterizes, dessen neugieriges Interesse am Christentum die Gespräche in Gang setzt, erkennt in den ersten 4 Dialogen die Einwände und Widerlegungen Manuels weitgehend an, weicht seinen
Angriffen aus und stellt immer neue Fragen. Erst beim Angriff Manuels auf den
Propheten und sein Gesetz in den Dialogen V bis VII geht er zum Gegenangriff
über und bringt größere Einwendungen vor: das Erfolpargument in V,4, die Kritik
an der Überspanntheit des christlichen Gesetzes in VIl,2 und die Beziehung der
Parakletverheißung auf Mnbamrned in Vlll,1. Nach der Widerlegung dieser Argumente bekundet er durch eine Beispielerziblung am Ende des VIII. Dialop und
wiederum in IX,2 seinen Zweifel an der Möglichkeit sicheren Glaubens. Der
Nachweis des Gegenteils durch Manuel im IX. Dialog erschüttert ihn, IX,5.1 und
I.X,6, und macht ihn empfänglich für die folgende Apologie des Christentums. Hier
zeigt er ein ähnliches Verhalten wie im ersten Teil. Er macht nur kleinere Einwendungen, gibt dann nach und stellt weitere Fragen. Erst auf dern Höhepunkt dieses
Teils, bei der Behandlung der Soteriologie in den Dialogen XXI - XXIV, bringt er
wichtige Gegenargumente, so in XXl,2, 3 und S und in XXIIl,1 und 2. Trapp
schließt seinen Überblick mit den Worten: "Die scbließliche Spontanbekehrung
wirkt ebenso wirltlicbbitsnab wie das neuerliche Erwachen des Zweifels am Ende
der Dialogc .. :
73
. Die Wirklicbbitsnlhc dieser vorllufigen Bekehrung muß man
aber eher auf Maouels literarische Flhiglteiten als auf die Realitlt des Ereignisses
zurückführen, und zwar aus folgendem Grund: Der Muterizes wird nicht nur von
seinen Söhnen, sond~ gewöhnlich auch von einer Schar von 'Anhängern' begleitet. Es sind gebildete, angesehene Männer aus der Stadt AnJcyra und aus den umliegenden Gegenden. Mit ihnen bespricht er das weitere Vorgehen in der Diskussion in persischer und arabischer Sprache; sie äußern ihr Mißfallen, gelegentlich
ergreifen einer oder einige von ihnen das Wort
74
• Die Hinweise auf diese
Begleiter und ihre Reaktionen beginnen nach dem ersten großen Angriff Manuels
auf das Prophetentum Mohammeds in V,3.10 (p. 55,18-23 Tr.); sie sind besonders
dicht im apologetischen Teil. wo auch zweimal ihre große Zahl hervorgehoben
wird75
• Wenn sich der Muterizes in XXVI.4 (p. 298,20 sqq. Tr.) vor dieser
zahlreichen Versammltmg von theologisch gebildeten, hochstehenden Leuten,
gewissermaßen vor einem Gremium von Fachleuten, zum Christentum bekennt,
begeht er die größte Sünde, die der Islam kennt, die Apostasie; auf sie steht die
Todesstrafe
76
• Die Realität dieser Bekehrung in einer halb-öffentlichen
Ven:ammlu.ng ist also ganz unwahrscheinlich, und ebenso sind Zweifel angebracht
an den Andeutungen auf eine Hinneigung des Muterizes zum Christentum, die
sich verstreut in dem Werk finden 77. Hinter dieser Fiktion verbirgt sich eine noch
weiter reichende Unwahrheit. Manuel beklagt sich immer wieder über die
Unfähigkeit bzw. mangelnde Bereitschaft des Muterizes, die logische Schlußfolgerung aus zugestandenen Prämissen zu akzeptieren. "So schwierig und zugleich
unerfreulich ist es, sieb mit Barbaren zu unterreden, auch wenn sie zu den Weisen
bei ihnen gehören", ruft er verzweifelt in Xlß,6.3 (p. 168,15 sq. Tr.) aus. Dagegen
läßt er den Mutem.es in XXIII,2.1 (p. 271,34-37 Tr.) die Weisheit und überuugende Argumentationmmst der Griechen widerwillig anerkennen. Da nun die Unfähigkeit zur Verteidigung der eigenen und zur Beklmpfung der christlichen Religion sieb auch auf den illustren Zuhörerkreis erstreckt und das Oberhaupt, an
dessen "Zunge alle Richter und Lehrer der dortigen Weisheit (hingen>■, sich am
Ende sogar zum Christentum bekehrt, hat Manuel damit sozusagen in nuc:e die
game islamische Theologie besiegt. Doch das Bild von dem niedrigen Diskussionsniveau der muslimischen Theologen, das Manuel uichnet, ist falsch und ungerecht. Die islamische Theologie hat sich aus der gleichen Quelle wie das orthodoxe
Christentum, wenn auch mit etwas anderer Auswahl, sehr &üb einen hohen
philosophischen Standard angeeignet, nämlich aus der griechischen Philosophie.
Im 10. Jahrhundert lagen alle Werke des Aristoteles in vorzüglichen Übersetzungen vor; die aristotelische Logik bildet seit dieser Zeit bis heute einen integrierenden Bestandteil wissenschaftlicher Methode in der islamischen Theologie
78
• Zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert sind große Werke der Koranexegese, von
aristotelischer Philosophie geprägte Dogmatiken, bedeutende apologetische und
polemische Abhandlungen entstanden, die bis heute den theologischen Unterricht
bestimmen
79
• Es ist unmöglich, daß der aus Bagdad gekommene hochangesehene
Lehrer der Theologie und sein Kreis die für eine Diskussion mit Christen einschlägigen Werke nicht oder so schlecht kannten, daß sie sich gegen Manuels Angriffe
und Darlegungen nicht recht zur Wehr setzen konnten. Daraus folgt, daß man für
das game Werk mit einer sehr starken tendenziösen Entstellung zugunsten des
Christentums rechnen muß: Manuels Sieg über den Muterius und seine
Glaubensbrüder ist ein literarischer Triumph. Für Manuel ist es auch ein Triumph
der griechischen Sprache, d.h. der von den gebildeten Byzantinern gebrauchten,
aus der Nachahmung antiker Vorbilder entwickelten attizistischen
Kunstsprache
80
• Er erklärt im Vorwort, f 11- 13 (p. 7,9-18 Tr.), der Muterizes als
Angehöriger eines Barbarenvolkes, der eine barbarische ( d.h. nichtgriechiscbe)
Sprache spricht, sei nicht in der Lage gewesen, den in den Heiligen "Schriften verborgenen göttlichen Sinn" zu erfassen; die türkischen Dolmetscher bitten ihn oft
nicht verstanden, wenn er "nicht ganz irdisch und bodenverhaftet, sondern kühner
und erhabener sprechen wollte" (&erade darauf seien sie, die Griechen, ja besonders stolz). Bei der Kritik an der angeblichen Vorschrift von Mohammeds Geset7., den Glauben mit Gewalt m verbreiten, sagt Manuel, VIl,1.6 (p. 79,13 sq. Tr.):
"Wer mm Glauben hinführen will, braucht eine gute Sprache und eine rechte Gesinrnmg ... •;erdenkt dabei an die byzantinischen Christen und an sich selbst In einem Brief. den er zuumme~ mit einer theologischen Abhandlung an den Erzbischof von 'Ibessal~ Gabriel, zwischen ca. 1408 und 1410 sandte, spricht er
deutlich aus, welche Bedeutung diese Kunstsprache für die Byzantiner hatte
81
: "Es
ist gut, wenn alle, die sich der Redekunst widmen, mit allem Eifer den auf diesem
Gebiet führenden Mlnnem (seil des Altertwm) als ihren Vorbildern nacheifern;
aber sie milsse'l dabei genau wissen, daß sie sie nicht erreichen können ... Soweit
sind die Hervorbringungen unserer Zeit unterlegen, daß, wenn Zwang bestünde,
entweder wie jene Mlnner m schreiben, die Schüler des Hermes und der Musen
waren, oder überhaupt nicht zu schreiben, kein einziger heutzutage ein Wort hervorbringen würde, da es nicht möglich ist, nach dem Qualitätsstandard dieser
Leute zu sprechen. Aber wenn wir uns in dieser Weise vom Schreiben fernhalten,
geht uns die Bildung so weit verloren, daß wir auch die Glaubenssätze nicht klar
verstehen können, die es uns erst ermöglichen, richtig fromm zu sein. Da ich das
weiß, mein Lieber, halte ich am Schreiben fest, nicht so sehr, wie es nötig ist, sondern so, wie es die Zeit zull8t, damit ich meinen Untertanen ein Vorbild bin in
der Liebe zur Literatur und sie nicht völlig barbarisch werden durch den ständigen
Umgang ...Ut Barbaren.•
5. Oberuerenaq. Art ud Plu der Aupbe.
Der Text der vorliegenden Ausgabe folgt, mit wenigen Korrekturen, der vorzüglichen Edition von Trapp, der auch die Überlieferungsverhältnisse geklärt hat
82
•
Daraus, daß das Werk im Gegensatz zu anderen Schriften Manuels nur in einer
Handschrift aus byzantinischer Zeit auf uns gekommen ist, schließt Trapp, daß es
nur für den Bruder, nicht zur Veröffentlichung bestimmt war, möglicherweise mit
Rücksicht auf die Person des Muterizes83
•
Die Handschriften: 1. Ambrosianus graecus L 74 Sup. aus dem Anfang des 15.
Jahrhunderts; der Kodex wurde 1606 aus Chios nach Mailand gebracht. "Der Kodex ist praktisch fehlerfrei von einer Hand geschrieben und geht wahrscheinlich direkt auf das Original zurück.•
2. Parisinus graecus 1253, "wohl vor 1541 auf Chios geschrieben•, ist, wie Trapp aus
Abschreibfeblem beweist, eine Abschrift des Ambrosianus.
3. Parisinus CoisJinianus 130, wahrscheinlich 1541 von Jakob Diassorenos in Chios
geschrieben, ist auf Grund von Binde-und Abschreibfeblem von Trapp als Kopie
von Paris. graec. 1253 erwiesen
84
•
Um eine Übersicht über die weitläufigen, durch Wiederholungen und Exkurse oft
unüberschaubaren Darlegungen Manuels zu geben und eine partielle, themenbezogene Lektüre zu ermöglichen, habe ich den Text der einzelnen Dialoge in Kapitel und Paragraphen eingeteilt und den Kapitelinhalt in Überschriften angegeben;
im griechischen Text habe ich die Seitenanfänge der Trappschen Ausgabe in
Klammem beigefügt. Die Anmerkungen zum Text bringen Stellenangaben und
kurze Erläuterungen. Die Ausgabe ist auf drei Bände angelegt. Band 1 enthält die
Dialoge I - IX; Band 2 wird die Dialoge X - XVII, Band 3 die Dialoge XVIII bis
XXVI und Indices enthalten.
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